Eine kurze Historie der Hypnose

entnommen von www.historyofhypnosis.org
(in deutscher Übersetzung)

Sprechen wir über die Geschichte der Hypnose, so mutet es an, als würden wir in gleicher Weise über die Historie des Denkens oder Atmens philosophieren.

Die Hypnose stellt grundsätzlich ein allumfassendes menschliches Merkmal dar. Auf diese Weise ist sie eng mit der Menschheitsgeschichte verbunden. Die sogenannte Hypnotherapie beschreibt dabei den Einsatz von Hypnose zur Heilung von vielen Erkrankungen oder auch zu Therapiezwecken. All das kann als eine Entwicklung aus jüngster Vergangenheit angesehen werden. Dennoch reichen die Wurzeln der Hypnose bis in fernste Vergangenheit zurück. Aus dem alten China oder Ägypten wie auch von den Hindus sind heute noch Schriften erhalten, die von diesem Wissen zeugen, bei dem es sich im eigentlichen Sinne um sogenannte Hypnoseinduktionen handelt, die lediglich andere Bezeichnungen aufweisen.

„Yar-phoonk“ auf Hindu, Magie, Beschwörung, Voodoo, nicht zuletzt der Magnetismus. Es ist somit höchst interessant, die Entwicklung der Hypnotherapie im Laufe der Zeit als eigenständigen Beruf zu erkunden, weil dieses ein stets intensiver werdendes Verständnis darüber vermittelt, was Hypnose eigentlich bedeutet und wofür sie verwendet werden kann.

Im modernen Zeitalter ist eigentlich erstmals vom Beginn der Hypnose zu sprechen, die auf den österreichischen Arzt Franz Mesmer zurückzuführen ist. Im 18. bis frühen 19. Jahrhundert war die Hypnose in der Tat für lange Zeit unter dem Begriff „Mesmerismus“ bekannt. Dieser Ausdruck wird noch heute verwendet. Mesmer führte Studien an Psychiatriepatienten durch. Dabei erlangte er erstaunliche Erkenntnisse. Seine wohl bekannteste Arbeit bezog sich dabei auf eine gewisse Miss Paradis. Sie war Konzertpianistin und litt an einer psychosomatischen Sehstörung. Im 18. Jahrhundert wurde dieses Leiden als „hysterische Blindheit“ bezeichnet. Mesmer widmete sich ihr über viele Tage und versetzte sie mithilfe seinem sogenannten „mesmerischen Durchgang“ in Trance. Der Ablauf war sehr komplex und langwierig und wurde über diverse Hand- und Körperbewegungen zum gewünschten Ziel geführt. Dabei forderte Mesmer die Patientin auf, diesen Bewegungen zu folgen, indem er einen im Spiegel reflektierten Stab verwendete. Mit viel Ausdauer und Hingabe gelang es ihm, Miss Paradis zu konditionieren. So nahm sie alle Bewegungen wahr und konnte sämtliche Farben unterscheiden, das Tageslicht ertrug sie ohne Probleme.

Leider gelangte die Geschichte zu keinem guten Ende. Die Eltern von Miss Paradis verlangten die sofortige Beendigung der Therapie und bestanden darauf, dass ihre Tochter zurückkehre, weil im Falle einer Genesung auch die Rentenzahlung eingestellt würde. Miss Paradis kehrte zurück zu ihrer Familie und erblindete zur selben Zeit erneut. Aufgrund dieses unglücklichen Umstandes wurde Mesmer als Betrüger denunziert. Dieser Schmach konnte er sich zeitlebens nicht mehr entziehen.

Die Theorien Mesmers erlangten dennoch Berühmtheit und wurden von unterschiedlichen Gelehrten im 19. Jahrhundert weiterverfolgt und -entwickelt. Unter ihnen befanden sich James Esdaile und John Elliotson, bei denen es sich um englische Chirurgen handelte, welche die Theorien Mesmers anwandten. Dazu zählten auch Operationstechniken und Amputationen. In diesem Zusammenhang ist auch James Braid zu nennen, der ebenfalls eine bedeutende Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts darstellt. Bekannt ist er als „Vater der Hypnose“, weil sich seine Forschungen auf die Hypnose im Bereich des wissenschaftlichen Interesses bezogen und das Okkulte völlig außer Acht ließen. Der Ausdruck Hypnose geht auf ihn zurück, welcher aus dem Griechischen abgeleitet wurde. Hier liegt die Bedeutung auf Hypnos, also Schlaf.

Bei Braid handelte es sich um einen Arzt, der sein Interesse an diesem Phänomen entdeckte, als er sich zu einem Termin verspätete. Zu diesem Zeitpunkt starrte sein Patient fasziniert auf die Flamme einer Öllampe. In diesem Bewusstseinszustand war seine Aufmerksamkeit blockiert, und er war empfänglich für Suggestionen jeder Art. Den Beweis erbrachte Braid in Verbindung mit darauffolgenden Versuchen, dass es sich bei der Hypnose um nichts anderes handelt als das Unterfangen, die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Fokus zu leiten. Auf diese Weise können eine Vielzahl von bemerkenswerten Dingen erreicht werden.

Im 20. Jahrhundert dann arbeiteten Ärzte wie Pierre Janet und Clark L. Hull weiterhin an der Verbesserung wissenschaftlicher und akademischer Studien zum besseren Verständnis der Hypnosetechniken. Selbst der bekannte Sigmund Freud bediente sich der Hypnose, die er dann allerdings zugunsten seiner Studien zur freien Assoziation wieder verwarf. In diesem Zusammenhang ist auch Emile Coué zu nennen, der hauptsächlich durch den Satz „Jeden Tag geht es mir in jeder Hinsicht besser und besser“ Berühmtheit erlangte. Die sogenannte Autosuggestion war geboren, unter der wir eine Art Selbsthypnose verstehen. Er war es auch, der die Bedeutsamkeit der Vorstellungskraft bei Problemlösungen entdeckte.

Die jedoch bedeutsamsten Persönlichkeiten der modernen Hypnotherapie sind ohne jeden Zweifel Milton H. Erickson sowie Dave Elman. Erickson ist als Pionier der sogenannten indirekten Hypnose anzusehen. Dabei handelte es sich um subtile Sprachmuster, die zum Zweck der Eigenwahrnehmung von Patienten geschaffen wurden. Dabei sollte möglichst auf das Induzieren geschlossener Augen verzichtet werden. Für die Patienten sollte außerdem ein Sinn ersichtlich sein. Dieser Therapieansatz hatte seinen Ursprung in der Arbeit und dem Verständnis der persönlichen Weltanschauung seiner Patienten.

Elmans Buch „Hypnotherapy“ gilt als klassische Lektüre auf diesem Sektor. Hier wurde die Kluft zwischen sogenannter „Bühnenhypnose“ und Hypnotherapie verringert. Zu diesem Zweck wurden die kurzen und prägnanten Techniken der Bühnenhypnotiseure weiterentwickelt, um ihnen therapeutischen Nutzen zu geben. Was früher viel Zeit in Anspruch nahm, ist jetzt in Sekunden möglich.

Die Hypnose des 21. Jahrhunderts ist an die von Erickson und Elman vorgegebene Linie angepasst und verfolgt festgelegte Muster. Es handelt sich um kurze und lösungsbasierte Handlungen, die schnelle und unmittelbare Techniken erfordern. Auf diese Weise können sie von den autoritären und langwierigen Methoden des 19. Jahrhunderts unterschieden werden. Grundsätzlich verfolgen sie jedoch das gleiche Ziel – eine tiefenpsychologische Therapie mit Heilungsaussicht.